„Perfekte Kooperation – gelebte Solidarität!“:

KFZ-Ausbildungsbetrieb und Lehrkraft der Carl-Benz-Schule starten Soforthilfe-Projekt für Ukraine

 

Zeitenwende in Europa: Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat längst überwunden geglaubte Schrecken entfacht und die ganze Welt in einen Schockzustand versetzt. Gleichzeitig aber ist eine ungeheure Welle der Solidarität und Unterstützung entstanden.

Auch Dieter Neuffer, FZT-Lehrer an der Mannheimer Carl-Benz-Schule, spürte sofort nach Ausbruch des Krieges das dringende Bedürfnis, konkret helfen zu wollen. Verschiedene Pläne entstanden, u.a. der Gedanke, persönlich in die Ukraine zu fahren, um Hilfsgüter direkt vor Ort abliefern zu können. Die perfekte Möglichkeit zur Umsetzung sollte sich rasch ergeben. Aufgrund der Initiative einer Kollegin, der Deutsch-Lehrerin Gudrun Münch, kam ein Kontakt zu dem KFZ-Meisterbetrieb Kai Michelbach zustande. Michelbach hatte seinerseits bereits Güter vor Ort abgeliefert, verfügte demnach über ein kleines Netzwerk, Ortskenntnis und das entsprechende Know-how über die Abläufe einer solchen Hilfsaktion. Im Hintergrund dieser Aktionen steht eine evangelische Kirchengemeinde aus Mannheim, in welcher der KFZ-Meister aktiv ist und mit deren Hilfe und Unterstützung er frühzeitig Hilfsfahrten auf die Straße bringen konnte.

„Kai Michelbach und ich haben sofort einen Draht zueinander gefunden und schnell realisiert, dass dies eine absolute Win-Win-Situation sein würde.“, erläutert Dieter Neuffer. Für ihn sei dies die optimale Gelegenheit gewesen, schnell, strukturiert und organisiert in eine Hilfsaktion einsteigen und diese mitgestalten zu können. Und Kai Michelbach hat nun mit Dieter Neuffer einen zuverlässigen und umtriebigen Partner an seiner Seite. Beide machten sich im jeweiligen Freundeskreis erfolgreich auf die Suche nach weiteren Mitstreitern, sodass nach kurzer Zeit ein Hilfs-Team, bestehend aus insgesamt sieben Fahrern sowie zwei Sprintern und zwei VW-Bussen, zur Verfügung stand. Im privaten Umfeld sammelten die Helfer Geldspenden und bestimmte Güter, die dringend benötigt werden, sodass bereits nach zwei Tagen vermeldet werden konnte: Der Hilfs-Konvoi ist startklar!

Als Anlaufpunkt wurde der polnische Ort Bielsko-Biala ausgemacht – eine Partner-Gemeinde der Mannheimer Kirchengruppe und circa zwei Stunden von der Grenze zur Ukraine entfernt. Dort war inzwischen eine Koordinierungsstelle für Hilfsgüter eingerichtet worden: In einer großen Lagerhalle werden ankommende Güter gesammelt, geordnet und zielgerichtet verteilt. So gehen Gegenstände wie Ferngläser, Taschenlampen oder Power Banks direkt an das ukrainische Militär, während beispielsweise Kleidung an die Flüchtlinge vor Ort in Polen verteilt wird.

Dort konnten Dieter Neuffer, Kai Michelbach und ihre Gefährten nach einer anstrengenden Fahrt die so dringend benötigten Hilfsgüter und Geldspenden direkt vor Ort zur Weiterverwendung abliefern – doch damit war der Hilfseinsatz noch lange nicht beendet. Es gelang dem Team, dreizehn Flüchtlinge in den Kleinbussen nach Deutschland mitzunehmen und wohlbehalten nach Mannheim zu überführen.
„In meinem Wagen befand sich eine junge Frau mit einem Neugeborenen, einem Baby. Das muss man sich einmal vorstellen. Es ist absolut grauenhaft, was dieser furchtbare Krieg anrichtet.“, berichtet der Lehrer und seine Augen werden feucht, er kämpft mit den Tränen, während er in Gedanken noch einmal am Steuer des Kleinbusses sitzt. Man spürt, wie sehr ihn das Schicksal dieser jungen Familie, die von den Kriegswirren getrennt wurde, bewegt.

Natürlich sei die Aktion sowohl für die Schutzsuchenden als auch für die Fahrer sehr kräftezehrend gewesen, räumt Dieter Neuffer ein. „Aber gleichzeitig, auch wenn das jetzt pathetisch klingt, verdrängt man die Müdigkeit und die Erschöpfung, weil man weiß, dass man diese Menschen in Sicherheit bringen und ihnen helfen muss.“

Das Team um Neuffer und Michelbach will auf jeden Fall zusammenbleiben:
„Unsere Zusammenarbeit ist eine perfekte Kooperation zwischen Betrieb und Schule. Diesen Weg möchten wir gemeinsam weitergehen.“ Auch die Kooperation mit der evangelischen Gemeinde in Mannheim sowie der Partner-Gemeinde in Polen soll weiterhin genutzt werden, um auch künftig solche Aktionen durchführen zu können. Aus Polen erhalte man aktuelle Informationen darüber, welche Güter gerade am dringendsten benötigt würden und auch, ob man Flüchtlinge auf der Rückfahrt nach Deutschland mitnehmen könne.
„Wir halten uns sozusagen auf Abruf.“, ergänzt Neuffer. „Am Wochenende werden wir wahrscheinlich wieder fahren. Wir alle haben das Benzingeld bisher selbst bezahlt, momentan circa 500 Euro, haben teilweise unsere Privatgefährte verwendet – und wir sind auch weiterhin bereit, das so durchzuziehen. Aber natürlich wäre es großartig, wenn wir diesbezüglich Unterstützung erhalten würden, denn es ist z.B. gar nicht so leicht, kurzfristig einen Kleinbus mit neun Sitzen für ein Wochenende zu

organisieren oder anzumieten.“ Hier sei man aber mit der Gemeinde und verschiedenen Betrieben und Ortsverwaltungen im Gespräch, um weitere Zuwendung zu erhalten.

Natürlich seien Hilfen generell jederzeit willkommen und dringend notwendig. „Besonders wichtig sind momentan Power Banks, blutstillende Medikamente und medizinische Produkte wie Verbände, auch Babynahrung wird absolut dringend gebraucht.“, klärt der Lehrer auf. Deshalb sei es wichtig, Hilfsfahrten mit möglichst vielen dieser genannten Artikel zu bestücken, um die Effizienz der Lieferungen noch weiter zu optimieren.

„Wer helfen möchte, kann sich über die Carl-Benz-Schule an mich wenden und wir können dann alles Weitere gemeinsam absprechen.“, bittet Dieter Neuffer um Unterstützung. Neben den bereits erwähnten Gütern seien andere Sachspenden, gerade aber auch finanzielle Unterstützung sehr hilfreich.
„Mit Geldspenden können wir bzw. die involvierten Gemeinden Ausstattung für die Flüchtlinge, die im wahrsten Sinne des Wortes mit leeren Händen und Taschen hier ankommen, erwerben, oder aber auch einen zusätzlichen Sprinter mieten, generell die Fahrzeuge betanken und vieles mehr. Wir freuen uns auch über jeden, der bereit ist, sich z.B. als Fahrer anzubieten, oder ein Gefährt zur Verfügung zu stellen. Wer sich in unserem Projekt einbringt, weiß genau, dass jeder Cent da ankommen wird, wo er gebraucht wird und man weiß auch, wie und wo das Geld konkret verwendet wird. Unterstützung ist also sehr zielgerichtet und auf kurzen Wegen möglich.“

Hilfe ist also auf viele Arten willkommen. Wer – in welcher Weise auch immer - das Hilfsprojekt von Kai Michelbach und Dieter Neuffer unterstützen möchte, der melde sich bitte im Sekretariat der Carl-Benz-Schule Mannheim, wo dann der Kontakt zu Dieter Neuffer hergestellt wird. Der Dank des Teams und vor allem der vielen Menschen, die Unterstützung dringend benötigen, ist gewiss.

Foto: von links: Dieter Neuffer, Kai Michelbach